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Pressemitteilung zum Sturm vom 19.10.2023 bis 22.10.2023

von Admin
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Deicharbeiten beim Gut Oehe
Deicharbeiten beim Gut Oehe, Foto: Tim Ottsen, Feuerwehr Maasholm

Schon seit Dienstag den 17.10.2023, wurde die Leitstelle durch die Wetterdienste über die kommende Wetter- und Sturmflutlage informiert. Durchgehend wurden das Wetter beobachtet und die Leitungsdienste der Gebietskörperschaften wiederholt auf den neuesten Stand gebracht. 

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (19. auf den 20.10.2023) kam es dann zu den ersten wetterbedingten Einsätzen. 20 Einsätze fielen von 18 Uhr bis 6 Uhr an. 

Nach deutlich anziehenden Anruf- und Einsatzzahlen wurde dann am Freitagvormittag, um kurz vor acht Uhr morgens, dienstfreies Personal in die Leitstelle gerufen. Zu den Notrufen mit umgestürzten Bäumen und Wasser im Keller, und den Meldungen der Feuerwehren im Einsatz, kam um kurz nach neun Uhr noch ein ausgedehnter Balkonbrand in Westerland dazu. Dies sorgte für zusätzliche Arbeitsbelastung. Der Schwerpunkt lag diesmal deutlich im Kreis Schleswig-Flensburg. 

Leitraum unter Volllast. Besprechung der Führungskräfte.
Leitraum unter Volllast. Besprechung der Führungskräfte.

Nach und nach wurden dann erweiterte Führungstrukturen aktiviert: 

In Flensburg ging der Stab in den Dienst und kümmerte sich um die Koordinierung der Einsätze innerhalb der Stadt Flensburg. Im Kreis Kreisen Schleswig-Flensburg koordinierte der Stab die Gesamtlage. 

Außerdem wurden die meisten die Regionalen Führungsstellen in Dienst gerufen, um die Einsätze der Feuerwehren zu koordinieren und so die Leitstelle zu entlasten. Die Regionalen Führungsstellen koordinieren nach Einsatzübergabe durch die Leitstelle, die Einsätze der Feuerwehren auf Amtsebene, um die Leitstelle vom Funkverkehr zu entlasten. 

Durch das zusätzliche Personal waren über den Tag auch kurze Pausen von der Arbeit möglich. Unerlässlich, um bei der Dauerbelastung immer konzentriert zu bleiben. 

Bis 19 Uhr stieg die Zahl der Einsätze weiter stark an. Zur Höchstzeit wurden 72 Einsätze in einer Stunde disponiert und alarmiert! Insgesamt wurden am Freitag zwischen 6 Uhr bis 18 Uhr 250 Einsätze disponiert. 

Die Nacht brachte dann leicht rückläufige Anruf- und Einsatzzahlen. Diese stiegen aber ab Samstagmorgen wieder steil an, da dann viele Schäden erst auffielen. Außerdem konnten Wasserschäden erst nach dem Rückgang des Wasserstandes von den Feuerwehren bedient werden. 

Stadt Flensburg

Einsatzkräfte im Wasser
Einsatzkräfte im Wasser, Foto: Heiko Thomsen, foerde.news

In Flensburg waren am Freitag die Sturmeinsätze vorherrschend. Umgestürzte Bäume, abgeknickte Äste und Teile die zu fallen drohten beschäftigten die Einsatzkräfte. 

In der Nacht zu Samstag kam es durch den Rekordwasserstand von 2,33 m über dem mittleren Hochwasser zu einer großflächigen Überschwemmung der hafennahen Bereiche. Diese konnten aber erst im Laufe des Samstags nach dem Rückgang des Wassers von den Feuerwehren bedient werden.  

Es mussten dutzende Keller, Tiefgaragen und Gebäude vom Wasser befreit werden. Dies überstieg die Kapazität der Feuerwehr Flensburg, so dass Verstärkung aus dem Kreis Schleswig-Flensburg (Feuerwehr Freienwill) und überörtlich angefordert wurde. Feuerwehrbereitschaften aus Neumünster und dem Kreis Plön, sowie diverse THW-Ortsverbände unterstützten mit Mannschaft und Gerät. 

Die Arbeiten konnten am Samstagabend größtenteils abgeschlossen werden. 

Kreis Schleswig-Flensburg 

Deicharbeiten beim Gut Oehe
Deicharbeiten beim Gut Oehe, Foto: Tim Ottsen, Feuerwehr Maasholm

An der gesamten Küste trat die Ostsee über die Ufer und überflutete die anliegenden Bereiche. Hunderte Einsätze durch Bäume oder Äste wurden aufgenommen. Es gab im Kreis aber mehrere Schwerpunkte.  

  • Schleswig: In Schleswig trat die Schlei großflächig über die Ufer und überflutete weite Bereiche vom Gottorfer Damm bis zum zur Freiheit. Boote und Hausboote rissen sich im Sturm los und mussten gesichert werden. Eine Person wurde kurzzeitig im Keller vermisst, wurde aber zum Glück unversehrt aufgefunden. 
  • Arnis: In Arnis drückte die Sturmflut gegen den Deich. Die Sicherungsmaßnahmen der Feuerwehr waren leider erfolglos und der Deich brach. Der gesamte Ort wurde überflutet. Es sind immer noch Kräfte, teils aus dem Rest Schleswig-Holsteins, vor Ort um einen provisorischen Deich zu errichten und das Wasser abzupumpen. 
  • Langballig: Langballigau wurde komplett überflutet. Die Uferstraße musste gesperrt werden. Zwei Campingplätze wurden weggeschwemmt. Durch das Hochwasser schwammen außerdem Gastanks auf und bliesen Gas ab. Die Feuerwehr musste die Tanks abschiebern und sichern. Es kam zu einem vermeintlichen Kampfmittelfund, der sich aber als Rasenmäher entpuppte. 
  • Maasholm: Nahe Maasholm, bei Gut Oehe, wurde ebenfalls der Deich massiv beschädigt und überspült. Maasholm selbst wurde überflutet und musste evakuiert werden. Die Bewohner:innen wurden in Gelting in der Sporthalle untergebracht. Auch hier war bis zum 29.10. noch Kräfte im Einsatz, um den Deich zu sichern. 

Fazit 

Die Lage hat die Leitstelle Nord, in Teilen nahe an die Kapazitätsgrenze gebracht. Alle 9 Vollarbeitsplätze waren fast durchgehend besetzt. Zum Glück waren nur zwei von drei Kreisen im Zuständigkeitsbereich betroffen. Eine Aufstockung an Arbeitsplätzen mit mehr Personal wäre nicht möglich gewesen. Zeitweise war ein Mitarbeiter nur mit dem Abarbeiten der Sprechwünsche aus dem Kreis Schleswig-Flensburg beschäftigt. 

Hier schauen wir voraus auf den Umzug in den Neubau, wo dann insgesamt 12 Vollarbeitsplätze plus 5 Notrufabfrageplätze zur Verfügung stehen.  

Die Bewältigung der Lage aus Sicht der Leitstelle war nur möglich dank des großen Engagements der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zusätzlich zu ihren regulären Schichten über das Wochenende etliche Extrastunden geleistet haben. 

Die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, den Stäben, dem THW, den Einsatzleitern vor Ort, sonstigen Führungskräften, Ansprechpartner:innen und den Regionalen Führungsstellen war außerordentlich kameradschaftlich und gut. 

Für die Zukunft wünschen wir uns in Ausnahmelagen von Seiten der Funkverkehrsteilnehmer möglichst kurze Sprechphasen im Funkverkehr. Gerade bei hohem Einsatzaufkommen sind Rückmeldungen auf das notwendigste zu beschränken, um die Rufgruppe zu entlasten. Es sollten die Statustasten (Status 5) konsequenter genutzt werden. 

Rückfragen bitte an den Leiter der Leitstelle Sebastian Schildger

Statistik

Szenario (Einsatzart) Stadt Flensburg Kreis Schleswig-Flensburg Kreis Nordfriesland 
TH K 137 435 92 
THDRZF 38 45 13 
TH 
TH WASSER 
TH Y 
AUSN 39 105 
Summe 222 591 108 
  Gesamtsumme 921 

Legende

Szenario Bedeutung Einsatzkräfte/mittel 
TH K Technische Hilfeleistung, klein 1 Löschfahrzeug 
THDRZF Technische Hilfeleistung, es droht etwas zu fallen 1 Löschfahrzeug oder eine Drehleiter 
TH Technische Hilfeleistung, Standard 1 Hilfeleistungszug 
TH WASSER Technische Hilfeleistung auf dem Wasser, Standard 1 Hilfeleistungszug plus Boot und DGzRS  
TH Y Technische Hilfeleistung mit Menschenleben in Gefahr 1 Hilfeleistungszug 
AUSN Ausnahmezustand  
Erzeugte Einsätze vom 19.10. bis 22.10.23
Erzeugte Einsätze vom 19.10. bis 22.10.23
Disponierte Einsätze pro Stunde 19.10. bis 22.10.23
Disponierte Einsätze pro Stunde 19.10. bis 22.10.23

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